Wie uns die Kolumbianer lehren können, glücklich zu sein
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12. Dezember 2016Es ist noch nicht lange her, da war Medellín die gefährlichste Stadt der Welt. Ein Wimpernschlag in der Geschichte und die Millionenmetropole mit 2,4 Millionen Einwohnern hat sich komplett gewandelt (Quelle: Wikipedia). Dabei atmet jeder Bewohner erleichtert auf, wenn man ihn nach den letzten Jahrzehnten fragen. „Ja, zum Glück hat es sich gewandelt und heute ist alles besser!“
Wir sind sehr gespannt auf Medellín von Cartagena her eingeflogen. Der mittlerweile gute Ruf der Stadt ist ihr vorausgeeilt und wir haben uns darauf gefreut, mehr über die geschichtliche Vergangenheit Medellíns zu erfahren.
An- und Unterkunft
Einmal mehr sind wir in den Flieger gestiegen. Dieses Mal hat uns die kolumbianische Flugline Avianca höchst komortabel und freundlich in unsere Richtung befördert.
In Medellín hat uns Alejandro eingeladen, zwei Nächte in seinem Sáman Hostel zu übernachten.
Da der Flughafen in Medellín circa 40 Kilometer ostwärts liegt, sind wir zunächst in ein Shared Taxi gesprungen. Dabei haben wir uns das Taxi mit zwei weiteren Reisenden geteilt und dadurch einiges gespart. 16.000 Pesos pro Personen und eine Stunde später, standen wir dann vor dem grünen Haus von Alejandro.
Sáman Hostel - eine Oase in Medellín
Ich finde es in Großstädten immer recht schwierig, schöne Hostels zu finden. Umso zufriedener waren wir, als sich die Türen zu dem schönen, freundlichen und komfortablen Hostel öffneten.
Der Name Sáman versteht sich hierbei als Symbol für den Saman Baum. Mit seiner weiten Krone bietet er genug Platz für alle, um Schutz unter diesem Baum zu finden und zusammen zu kommen.
Alejandro beschreibt seine Unterkunft als einen Ort, in dem er zwischen Einheimischen und Reisenden vermittelt. Sein Ziel ist es dabei bei den Besuchern ein besseres Verständnis für sein Land mit seine Kultur zu schaffen.
Aus dieser Mischung ist in den letzten acht Jahren Betriebsamkeit ein wunderbarer grüner, einladender Ort herausgekommen. Überall stehen Pflanzen, die Bäder sind riesig mit fantastischen Duschen, es gibt leckeres Frühstück und alle Mitarbeiter im Hostel sorgen für das Wohl der Gäste.
Allein am Wochenende kann es etwas lauter werden. Das Sáman Hostel liegt in absoluter Bestlage. Hierbei fällt man buchstäblich in zahlreiche Café’s, Bars und Restaurants. Natürlich sind diese Bars auch am Wochenende direkt um die Ecke.
Eine grüne Oase im Sáman Hostel
Ein gemütliches Wohnzimmer zum Verweilen
Real Free Walking Tour mit geschichtlichen Highlights
Das absolute Highlight, auf das wir uns seit Tagen gefreut haben, sollte die Real Free Walking Tour werden. Mir dem Prizip der Free Walking Tour habe ich dich ja bereits vertraut gemacht. Hierbei findet erst du Tour statt und der Teilnehmer entscheidet am Ende, wie viel Bares, ihm diese Veranstaltung wert war.
Für die Tour muss man sich in Medellín online registrieren. Immerhin ist die Stadtführung mittlerweile so berühmt, dass sie teilweise auch ein, zwei Tage im Voraus ausgebucht ist. Wir konnten für unseren zweiten Tag in Medellín aber einen Platz ergattert.
Vier Stunden lang hat uns unser Reiseleiter Juan dann durch die bekannten und die gefährlicheren Teile der Stadt geführt. Auch Juan ist hierbei auf die Veränderung in Medellín während der letzten Jahrzehnte eingegangen.
Juan, der heute schätzungsweise so Mitte 30 ist, war in der Jugend einer unter acht Freunden. Von diesen acht Freunden leben heute noch zwei. Zwei!!! Die anderen sechs Freunde sind der Gewalt in der Stadt zum Opfer gefallen.
Weiterhin beschreibt der Reiseleiter, wie seine Familie das gesamte Vermögen verloren hat. Zwei seiner Onkel wurden damals entführt und erst nach einem Jahr für eine Zahlung von umgerechnet 500.000 US Dollar wieder freigelassen.
Das ist harter Tobak.
Ein friedliches Medellín ist bereit für seine Besucher
Umso mehr ist Medellín heute bereit für den Frieden. Wir reden über den Friedenspakt, den der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos ausgearbeitet hat. Juan hat alle Seiten gelesen sagt er und er hat für den Pakt gestimmt.
Am Ende der Tour bedankt sich Juan bei uns. Er bedankt sich dafür, dass wir in seine Stadt gekommen sind und damit helfen, den Frieden zu bringen. Was vor wenigen Jahren noch unvorstellbar war, ist mittlerweile freudige Realität. Immer mehr Gäste kommen, sie besuchen Medellín und die bringen die freudige Nachricht in die Welt. Hier herrscht Frieden, es ist eine tolle, lebendige und abwechslungsreiche Stadt. Medellín ist bereit für Besucher aus der ganzen Welt.
Einzige Metro in ganz Kolumbien
Trotz dem verrückten Verkehr in den kolumbianischen Großstädten, gibt es im ganzen Land nur eine Metro. Und zwar in Medellín!
Sehr schnell fällt auf, dass die Metro super sauber ist und das System unglaublich gut funktioniert. Dabei zahlt man ein einziges Mal Eintritt, je nach Station circa 2.000 Pesos (70 Cent). Wenn man dann einmal im Metro-System drin ist, kann man so weit fahren, wie man möchte. Des Weiteren sind hierbei auch die Seilbahnen inbegriffen, die die Berge am Stadtrand hinauffahren.
Die Metro fährt ein
Damit verbindet das Metro-System die gesamte Stadt. So können sich auch die Einwohner aus den Randbereichen den Trip in den Stadtkern leisten.
Die Metro ist der ganze Stolz der Stadt Medellín. Die Einwohner haben hiermit etwas ganz Besonderes geschaffen. Deswegen ist die Metro eben so super gut erhalten. Keiner würde es wagen, den Stolz der Stadt zu beschmutzen oder zu entehren. Wir finden das beeindruckend!
Cable Car bringen die Stadt zusammen und tolle Ausblicke
Die Metro in Medellín ist auch mit verschiedenen Cable Cars verbunden. Diese sehen in etwa so aus, wie die Skigondeln in Österreich. Hierbei fahren die Cars jedoch keine Schneebedeckten Berge hoch, sondern in die bergigen Wohnquartiere in Medellín.
Das System gehört zur Metro und somit können Einheimische für kleines Geld von der Haustür durch die ganze Stadt fahren. Für Reisende hat das den Vorteil, dass sie ebenso für die 2.000 Pesos tolle Ausblicke ergattern können.
Das Cable Car schwebt über der Stadt in den Abendhimmel hinein
Café-Zeit in Medellín
Als große Kaffeegenießer haben Waldemar und ich uns in Medellín pudelwohl gefühlt. So gab es gerade in dem Stadtteil El Poblado unzählige grandioser Café’s.
Eins dieser Café’s trägt den Namen Zeppelin.
„Einer meiner Komilitonen wohnt in Medellín und hat dort ein Café eröffnet“, hat uns unser Freund Thomas beim letzten Treffen in Köln gesagt. Damit war unsere Mission klar. Wir würden natürlich diesen Komilitonen - Daniel - auffinden und einen Capucchino bei ihm im Café trinken.
Gesagt, getan. Hierbei war das Café in einem anderen Stadtteil. Mit einer circa 1,5 Stündigen Anreise wurde der Besuch quasi zu einem Ganztagesausflug… Nachdem wir natürlich erstmal ausschlafen und das leckere Frühstück in unserem Hostel geniessen mussten.
Im Zeppelin Café angekommen, wartete ein unglaublich schmackhaftes Mittagsmenü auf uns. Überhaupt ist das Menü des Tages zum Mittag immer ein überaus guter Deal in Kolumbien. Leider war jedoch kein Daniel in Sichtweite. Schade!
Als wir dann am nächsten Tag durch unseren Stadteil El Poblado geschlendert sind, war die Überraschung perfekt. Seit kurzem gibt es nämlich ein zweites Zeppelin Café. Dieses zweite Café ist so neu, dass man darüber noch nichts im Internet findet und diese zweite Version ist wirklich maximal fünf Gehminten von unserem Hostel entfernt.
Auf den Treppen vor dem Café saß er dann - Daniel! Lost and Found. Es war einer dieser wunderbaren Begegnungen auf Reisen und bizarr, Thomas’ Kumpel in Medellín zu treffen.
Wie in einer europäischen Großstadt: El Poblado
Einer der Stadteile, in denen es eine große Anzahl von Unterkünften gibt, ist El Poblado. Dabei ist dieser Teil der Stadt Medellín eine goldene Haube. Hier fühlt sich das Leben an, als wäre man in einer europäischen Großstadt.
Dabei gibt es viele nette Café’s, Hipster-Läden, leckere Restaurants und ein ausgefeiltes Nachtleben.
Am Samstagabend gab es sogar ein Street-Food-Festival. Nachdem wir ein paar Bekannte von unserer Wanderung zur verlorenen Stadt am Abend wiedergefunden haben, standen mexikanische Nachos und frische Mojitos auf unserem Tisch. Wunderbar!
Yoga in Laureles
Ein zweiter, empfehlenswerter Stadtteil ist Laureles, im Westen von Medellín. Das ist nicht nur der Teil der Stadt, in dem wir das erste Zeppelin Café ausfindig gemacht haben.
Ein Spaziergang durch Laureles
Auch auf der Suche nach einem englisch-sprachigen Yoga-Studio sind wir hier fündig geworden. So konnten Waldemar und ich kurzerhand bei der Samstagmorgen Session im Flying Tree Yoga dabei sein. Ein wirklich fantastischer Start ins Wochenende!
Empfehlungen für Medelín
Pergamino Café
Ganz Kolumbien ist voll von wunderschönen Café’s. Und doch sticht das Pergamino Café doch nochmal raus. Das Ambiente hier ist besonders freundlich. Die Terasse lädt zum Verweilen in der Sonne ein und drin warten leckere Kuchen, entspannte Musik und exzellente Cappuchinos.
Salud Pan
Das Salud Pan wurde uns beim Yoga wärmstens empfohlen. So waren wir hier im Nachgang zum Mittagessen und tatsächlich löste es bei uns große Begeisterung aus. Das Salud Pan umfasst ein Bio-Restaurant mit dem weiten Blick für Nachhaltigkeit, sowie einen Bioladen. Auch hier gibt es ein Mittagsmenü, mit Suppe, Hauptspeise und Nachspeise. Das Preisleistungverhältnis ist dabei grandios.
Schlussplädoyer
Lange Rede, kurzer Sinn. So könnte wohl die Zusammenfassung für diesen Beitrag über Medellín lauten. Der kurze Sinn heißt dabei: komm nach Medellín und besuche die Stadt. Lerne die Geschichte kennen, esse gut und tauche ein, in das Stadtleben!
Medellín sollte auf deiner Reiseroute schlicht nicht fehlen!
Wir grüßen aus einem Kaufhaus in Medellín
3 Comments
Hallo Christin,
für uns geht es dann endlich am 2. Weihnachtstag nach Medellin und wir sind schon ganz gespannt 🙂 Danke für die Info mit der Voranmeldung zur Free-Walking-Tour, die wollen wir nämlich gerne machen. Und das Hostel sieht wirklich klasse aus – wie habt ihr es denn geschafft, dass ihr dort eingeladen wurdet?
Liebe Grüße nach Argentinien aus Panama
Chris
Hola Chris,
ja cool! Schön, dass es bald so weit ist. Das Hostel ist wirklich eine gute Wahl – nur am Wochenende müsst ihr ein Zimmer in der Mitte oder vorne nehmen, wegen der Lautstärke (Freitag- und Samstagabend).
Wir haben das Hostel einfach mal angeschrieben und nachgefragt, ob es nicht eine nette Bloggerin und einen Fotografen beherbergen möchte 🙂
Geniesst Panama – da ist es auch schön.
Viele Grüße,
Christin
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