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Die Schwere des Loslassens

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Vor kurzem bin ich von meiner einwöchigen Reise nach Spanien wieder in meiner Wohnung in Köln angekommen. Ich habe die Tür geöffnet und dachte mir, was für schöne vier Wände ich doch habe. Bilder hängen an der Wand, meine Pfefferminz- und Lavendelpflanzen umhüllen meinen Balkon mit einem tollen Duft und mein Schallplattenspieler lädt zum gemütlichen Verweilen auf der Couch ein.

In wenigen Wochen jedoch, gehen mein mit mir wohnender Freund Waldemar und ich für acht Monate auf Weltreise. Dann geben wir die Wohnung auf. Wir verkaufen zudem unseren lieb gewonnen VW Touran und geben all unsere Pflanzen an Freunde ab. Bilder gelangen vorüber gehend in Kartons und unsere heimatlichen Lebensinhalte werden in Keller verstaut.


Eine Weltreise, der Zwang zum Glück

Auf Weltreise gehen zu können, ist purer Luxus und wir freuen uns riesig auf die Zeit. Doch zeitgleich machte sich nach der besagten Rückkehr aus Spanien etwas Beklommenheit bei mir breit.

Sie war bedingt durch die Notwendigkeit des Loslassens. So müssen wir all das loslassen, was uns im letzten Jahr hier in Köln eine Heimat gegeben hat.

Ich merke, wie der verbreitete Materialismus unserer Gesellschaft mir anhaftet, auch wenn ich es nicht will. Dinge anzuhäufen, behalten und gewohnte Lebensumstände nicht verändern zu wollen, scheint uns Menschen irgendwie in der DNA zu liegen. Glücklich macht das auf Dauer natürlich nicht (das sagt auch Katharina vom Glücksdetektiv)!

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Er klammert
sich lieber an das alte Schlechte, anstatt für
neues Gutes offen zu sein."

© Jens Roth (*1975), deutscher Aphoristiker, Querdenker und Schauspieler


Nicht nur ein Buchtitel: "Nur wer loslässt, hat zwei Hände frei"

Ein paar Jahre ist es her. Ich hatte meinen ersten Job als Unternehmensberaterin und die arbeitsreiche Aufgabe spülte wirklich gutes Geld in meine Kassen. Zu Monatsende würde ich vor meinem Konto sitzen und mir ausrechnen, wie lange ich noch bräuchte, um eine Summe x angespart zu haben.

Das hat mir damals so viel Angst gemacht, dem Geld und materiellen Dingen auf Dauer nicht widerstehen zu können, dass ich meinen Arbeitsplatz gekündigt habe und auf Weltreise gegangen bin. Der Zwang zum Glück. Loslassen! Das Geld, die suggerierte Sicherheit, Dinge!


Wie eine kleine Kuhle zum tiefen Loch wird

Vor zwei Jahren habe ich mal mit einem systemischen Coach zusammengearbeitet, oder viel mehr, er mit mir. Thomas Otto heißt er und er sagte damals: "Wenn man im Leben immer nur im Kreis läuft, dann läuft man über die Zeit eine Kuhle in den Boden. Dadurch entsteht dann irgendwann ein kleiner Rand, an der Seite der Kuhle." Das klingt erstmal ja nicht schlimm, oder? Leicht kann man über den Rand drüber springen.

Ja! "Aber wenn man dann immer weiter und weiter im Kreis läuft, dann wird dieser Rand an der Seite immer größer. Irgendwann ist es kein kleiner Rand mehr, sondern dieser kleine Hügel wird zu einer Mauer. Man läuft immer schön weiter im Kreis. Erst kann man noch über die Begrenzung rüber schauen, wenngleich schon nicht mehr leicht rüber hüpfen. Doch dann läuft man weiter im Kreis des Lebens und irgendwann ist es soweit. Man hat sich selbst ein tiefes Loch gelaufen." Dann sieht man nach oben und ist umringt von einer Mauer, wo am Himmel nur noch das Tageslicht in der Ferne zu sehen ist. Ein Rauskommen scheint schier unmöglich.

Dabei hätte man doch zu Anfang leicht über den Rand steigen können und woanders weiterlaufen können.


Leinen los! . . . oder doch nicht?

Dieses Bild zeigt, wie wichtig das Loslassen sein kann, vor allem dann, wenn man sich in nicht zufriedenstellenden Situationen befindet. Viel zu oft erlebe ich Freunde und Bekannte, die sich an ihre Jobs, an nicht funktionierende Beziehungen oder an Orten festklammern, die sie nicht glücklich machen.

Ich kann es verstehen. Neue Wege zu gehen, etwas zurück zu lassen und eben loszulassen ist einfach schwierig. Was habe ich mich mit meiner ersten Kündigung meines Jobs damals schwer getan, wenngleich ich wusste, dass diese Aufgabe kein Dauerzustand sein konnte. Noch schwerer ist es, zwischenmenschliche Beziehungen abzubrechen, die mir nicht gut tun.

Aber verrückterweise ist eben auch das Loslassen von materiellen Dingen, von Sachen, von einem Auto oder einer Wohnung oder Möbeln genauso hart. Wir sollten uns doch wundern, oder?! Das sind doch nur Dinge. M a t e r i e l l e - D i n g e! Es ist etwas, was keiner von uns mit ins Grab nehmen kann und es macht uns unflexibel.

So weit die Theorie! Und trotzdem fällt mir das Loslassen von diesen m a t e r i e l l e n - D i n g e n auch dieses Mal wieder schwer. So! Jetzt ist es raus!


Loslassen lohnt sich, versprochen!

Loslassen und neue Wege gehen

Aber wie sagt schon Franz Kafka (schlauer Mann!): "Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."

Zudem weiß ich aus der Vergangenheit, wie sehr sich die Trennung von den Dingen und der aktuellen Lebenssituation lohnen kann.

Ich habe das Loslassen bei mehreren längeren Reisen stets geübt, Meister werde ich wohl nie. Aber mit jedem Loslassen von Lebenssituationen haben sich bei mir neue Türen geöffnet. So habe ich immer neue Städte, tolle Menschen und Umgebungen kennengelernt.

Mit der Kündigung von Jobs haben sich danach stets bessere Möglichkeiten zum Geld verdienen ergeben. Manchmal haben die Gehaltserhöhung oder die Mehrvergütung nach einer Reise sogar zum Ausgleich der Reisekosten geführt.

Immer wieder habe ich schöne Wohnungen und nette Mitbewohner gefunden und das Einrichten auf Neues und von Neuem machte immer wieder Spass.


Tausche Wohnung gegen Freiheit

Das Gefühl, die alte Wohnungstür ein letztes Mal abzuschließen, seine Dinge zu reduzieren und seine Lebensinhalte für die nächsten Monate in einen Rucksack zu verstauen ist unendlich befreiend und toll. Wenn man mal soweit ist, natürlich. Aber dann hat man jede Flexibilität zu tun und zu lassen, was man möchte. Kein Fixum zieht dann mehr an mir, es gibt keine Bürden und mit einem freien Gefühl werde ich dann Anfang November in den Flieger nach Kolumbien steigen.


Eine tolle Webseite mit Ansätzen, wie wir dem Ansammeln von Dingen etwas entfliehen können, ist im Übrigen Zeit statt Zeug.


Hast du auch schonmal die Erfahrung gemacht, loslassen zu müssen oder zu wollen? Ist dir das leichter gefallen? Was würdest du gerne loslassen, aber du brauchst noch etwas Zeit? Teile deine Gedanken mit mir in den Kommentaren oder auf meiner Facebook-Seite! Ich freue mich drauf.




























Ein absolut empfehlenswertes Buch zum Thema Loslassen, ist Wer loslässt, hat zwei Hände frei. Ich habe es mal in Thailand verschlungen und es hat mich sehr inspiriert.



Der Link leitet dich weiter auf die Seiten von Amazon. Solltest du dich entscheiden, das Buch dort käuflich zu erwerben, kassiert Frau Wanderlust dafür eine kleine Provision. Natürlich zahlst du für das Werk nicht mehr als sonst!

Christin Wanderlust
Christin Wanderlust
Frau Wanderlust zeigt dir Wege auf, wie du das Reisen und das Arbeiten in der Heimat verbinden kannst. Eine Weltreise muss dabei nicht immer heissen, dass du deinen Job kündigen und alles aufgeben musst. Also schau doch mal vorbei!

2 Comments

  1. Manja sagt:

    Ich steh gerade davor! Ich will raus! Aber das mit dem Job-Kündigen fällt mir schwer!! Das Materielle bereitet mir weniger Schwierigkeiten. Aber man merkt, dass es alles nichts viel Wert ist und man kaum Geld für gebrauchte Dinge bekommt. Das ist enttäuschend!

    • Hallo Manja,

      ich kann es mir super gut vorstellen, mit dem Job. Ich habe zweimal meinen Job gekündigt und es war vorher nie einfach. Umso schöner war es dann aber, als die Reise losging und vor allem trifft man dann zig Leute, die auch alle ihre Jobs gekündigt haben und man hat das Gefühl, es ist das Normalste der Welt 🙂

      Und ja! Gebrauchte Sachen zu verkaufen ist anstrengend. Ich mache einiges über Ebay Kleinanzeigen, aber richtig Spaß macht das nie. Dieses Mal behalte ich auch einiges und lagere es ein. Das Bett zum Beispiel. Für ein gebrauchtes Bett gibt es Kleinstbeträge, aber ein Neues kostet ordentliches Geld.

      Na ich werde dann immer mal bei dir auf der Seite vorbei schauen und gucken, wo es dich hin verschlägt.

      Viele Grüße,

      Christin

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