Work and Travel in Neuseeland – ein Wein-lastiger Erfahrungsbericht
4. Juni 2017Mit dieser Checkliste zum Weltreise planen wird deine Reisevorbereitung zum Kinderspiel
3. Juli 2017Bereits zum dritten Mal in meinem Leben sitze ich auf der Veranda von einem der schönsten Hostels in Neuseeland. Sechs Jahre liegen zwischen meinem ersten Besuch im Jugglers Rest in Picton und heute.
Es sind sechs Jahre, in denen viel passiert ist. Das Reisen verändert das Leben und das Leben verändert den Reisenden. Das ist wohl besonders wahr, wenn man aufbricht um etwas zu finden. Wenn man dann endlich fündig geworden ist und an Orte zurückkehrt, an denen man gesucht hat, kommen ein Haufen Emotionalität und Gedanken in Wallung.
Meine Krise nach dem Studium
Es war das Jahr 2011. Ich habe gerade meinen ersten Job gekündigt, um wieder reisen zu gehen. Nach 16 Monaten Vollzeitarbeit war ich reichlich überfordert mit dem Erwachsenenleben.
Gerade bin ich noch aus dem Studium gefallen, habe Nächte-füllende Parties mit guten Freunden gefeiert und Tag für Tag auf das Leben angestoßen. Meine Auslandssemester an der Gold Coast in Australien und in San Diego sowie meine Reise durch Südamerika haben mir einen Einblick davon gegeben, was das Leben zu bieten hat.
Doch anstatt das Leben zu geniessen, sass ich Tag ein, Tag aus vor einem Computer, in Meetings und im Büro. Das konnte doch nicht alles sein. Vor allem mit so wenig Zeit für meine Interessen.
Zum ersten Mal fehlte mir das Ziel. Erst geht man zur Schule und weiß, dass irgendwann das Abitur folgt. Dann kommt das Studium und wieder gibt es einen definierten Abschluss.
Mit dem ersten Job jedoch, fehlte mit einmal der Horizont.
Der Start einer Suche, die mich um die Welt und nach Picton führte
Ich wusste zwar nicht was ich wollte. Allein, dass mein Leben nicht langweilig vor sich hin plätschern sollte, wusste ich. Eines Tages aufzuwachen, alt zu sein und nichts erlebt zu haben, war meine Angst.
Also blieb nur eins. Aufbrechen und suchen gehen. Die Suche nach dem Sinn von Allem begann.
Sie führte mich auf einer vier-monatigen Reise durch die Welt nach Picton, auf die Veranda vom Jugglers Rest. Ich genoss die Gespräche über das Leben mit anderen Reisenden. Keiner wollte immer nur arbeiten, aber die Meisten wussten genauso wenig wie ich, was sie denn wollten.
So sinnierte ich 2011 vor mich hin, las Bücher über das Leben, feierte Parties und wartete darauf, dass mir ein Sinn über den Weg laufen würde. Leider sind wir damals irgendwie aneinander vorbei gerannt.
Macht aber nichts. Die Zeit war toll. Ich war Mitte Zwanzig und sollte noch genug Gelegenheiten bekommen, den Sinn anzutreffen. Ich wünschte nur, dass ich das damals schon gewusst hätte. Dann wäre mir Vieles leichter gefallen.
Das Kind hat einen Namen: Quarterlife-Crisis
Nur zwei Jahre später sass ich wieder auf der Veranda im gleichen Hostel. Schlauer war ich keinesfalls. Mittlerweile hatte ich heraus gefunden, dass die Sinneskrise, in der ich mich befand, einen Namen hatte. Quarterlife Crisis!
Anders als bei der Midlife-Crises taucht die eben dann auf, wenn man so in etwas ein Viertel seines Lebens hinter sich hat. In dem Buch Quarterlife Crises habe ich darüber gelesen, dass es tausenden Amerikanern in meinem Alter genauso geht. Gerade aus der Uni gefallen übermannt sie der Job, sie haben keine Zeit mehr für Freunde und ihnen fehlt der Sinn ihres Schaffens.
Lesetipp: Du willst mehr über Neuseeland erfahren? Hier findest du:
Alle Beiträge zu Neuseeland bei Frau Wanderlust
Picton zum Zweiten, dieses Mal mit Unterstützung und ohne zu viel zu Suchen
Mittlerweile hatte ich mich als Freiberuflerin selbstständig gemacht. So verbrachte ich meine Büro-Tage mit gutem Kleingeld und konnte mir meine Projekte selbst suchen. Das hat den Spaßfaktor auf der Arbeit immens in die Höhe getrieben. Aber der Sinn! Der hat mir weiter gefehlt.
Außerdem bemerkte ich, wie mich mit einmal so etwas wie Geld-Sucht befallen hatte. Als mein Bankkonto immer größere Summen sammelte, war ich mit so einem verrückten Gefühl umgeben. Dabei wollte ich immer mehr anhäufen.
Zum Glück konnte ich von vorherigen Reisen die Erfahrung mitnehmen, dass Geld nicht glücklich macht. Erst neulich sagte ein Neuseeländer zu mir: „more money, more problems“.
Dieses Gefühl lies sich nur auf eine Weise loswerden. Reisen! So kam es mir gerade Recht, als meine Freundin Alina damals ebenso auf Weltreise gehen wollte.
Perfekt! „Christina and Alina - that’s like a rime“, sagte ein Hawaiianischer Surfer-Opa zu uns, den wir später auf Hawaii getroffen haben. Doch zunächst landeten wir wieder in Picton.
Wer braucht schon einen Sinn?
Meine Suche nach dem Sinn des Lebens hatte noch immer nichts ergeben. Zu Hause feierten Alina und ich die Wochen vor unserer Abreise das Leben, was zu langen Nächten und anstrengenden Bürotagen führte. Es war toll und verstummte die Fragen.
Wer braucht schon einen Sinn, wenn er mit Alina zwei Monate lang durch die Welt reisen kann? Kein Mensch! Ich auch nicht. Somit war mein zweiter Besuch in Picton geprägt von der puren Lust am Leben, witzigen Begegnungen und nur sporadischem Sinnieren.
Picton zum Dritten und ich bin angekommen
Und heute, im Jahr 2017 sitze ich wieder auf der Veranda. Entspannt, viel schlauer und zufrieden, schaue ich zurück auf meine letzten Jahre.
Wie viele Sorgen ich mir gemacht habe. Kann ich das Leben in der Heimat mit dem Reisen in die Ferne verbinden? Treffe ich irgendwann mal jemanden, mit dem ich das alles teilen kann? Werde ich auf Dauer glücklich sein? Wo will ich hin und wo ist mein Platz im Leben?
„Alle sieben Jahre hat der Mensch eine Krise“, sagte mir der holländische Palle mal in Indonesien. Meine ist nun, viele Jahre nach meinem ersten Besuch auf dieser Veranda vorüber.
Angekommen! Allerdings nicht an einem Ziel, sondern auf dem Weg
Ich bin mit meinem Freund Waldemar hier in Picton. Er ist der Mann, mit dem ich alles teilen kann und das ist wunderbar.
Durch die Zusammenarbeit mit einem systemischen Coach im letzten Sommer ist die Vision für meinen Sinn im Leben gekommen und alles ist klarer.
Yoga und Meditation sowie ein paar esoterische Selbstversuche haben außerdem Licht in mein Dunkel gebracht.
Dass ich mich nicht zwischen dem Leben in der Ferne und der Heimat entscheiden muss, ist mir bewusst geworden. In der digitalen Zeit heute, kann jeder Alles erreichen, wenn er nur will. Also liegt es nur an mir, mein Leben so zurecht zu biegen, wie ich es für richtig halte. Selbstzweifel sind dabei allein ein Konstrukt in meinem Kopf. Diese kann keiner beseitigen, außer mir.
„Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“ Dieses indische Sprichwort ist mir das Liebste, denn es enthält so viel Wahrheit. Unser Leben ist ein Weg und der Weg ist das Ziel. Dabei geht es nicht um das Ankommen. Vielmehr steht die Freude auf diesem Weg im Vordergrund.
Schlussendlich hat mich das Ende der Suche ans Ziel gebracht - wenngleich es ein Ziel ist, das sich nicht in einem Momentum manifestieren lässt. Vielmehr ist der Weg das Ziel.
Leichtfüssig, glücklich und zufrieden chille ich hier, auf dieser Veranda, streichele die ebenso entspannte Katze und geniesse das Leben!