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21. Dezember 2016Eigentlich waren wir gar nicht mit der Absicht gekommen, Spanischunterricht zu nehmen. Vielmehr haben wir in dem kleinen Ort Guatapé, nahe Medellín, von einem schönen Eco Hostel gelesen, in dem Nachhaltigkeit im Sinne des Konzepts Permakultur gelebt wird. So hieß unsere Devise eigentlich an einem entspannten, aber zugleich spannenden Ort fernab von der Großstadt auszuspannen.
Da standen wir also vor dem Gate des Eco Hostel Medellín und warteten auf die Besitzerin Paola, die gerade aufgeregt an uns vorbei die Strasse hoch gelaufen ist. Wenige Minuten später kam sie stolz zurück und wedelte uns ein paar Geldscheine entgegen.
Verwirrende Ankunft im Eco Hostel
„Wieviel habt ihr für das Taxi hierher bezahlt?“ Das waren Paolas ersten Worte zu uns, als sie dabei war, ihr Tor für uns zu öffnen? Als wir den Betrag nannten, ist sie los gelaufen und hat den Motortaxi-Fahrer aufgehalten. Nach kurzem Debattieren kam sie dann mit einem Drittel des vom Fahrer veranschlagten Fahrtpreises zurück. „Eine Frechheit, dass die Fahrer so oft versuchen, Euch abzuziehen!“ Und zack! Vom ersten Moment an mochten wir diese Frau und diesen Ort sowieso!
Willkommen im entspannten Guatapé
Das Eco Hostel Medellín liegt eigentlich im 80 Kilometer entfernten Guatapé. Guatapé ist ein wunderbarer, entspannter Ort, der in den Hügeln um Medellín liegt. Wer die Großstadt satt hat, kommt hier schnell runter und kann bis zur Besinnungslosigkeit entspannen.
Dabei ist die Anreise einfach. Vom Terminal del Norte in Medellín fährt einmal stündlich für 12.000 Pesos (circa 4 Euro) ein Bus nach Guatapé (siehe auch hier). Die Busse fahren zwischen 6.30 Uhr und 19 Uhr. Sobald der Bus sich den Weg durch das Autochaos in Medellín gebahnt hat, geht es durch wunderschöne Regionen. Nach circa 1,5 Stunden landet man dann in Guatapé.
Bunter Marktplatz in Guatapé
Bunt geht es weiter, im schönen Guatapé
So werden hier die Busse gewaschen - schön ist die Umgebung in jedem Fall
Das Paradies im Eco Hostel Medellín
Das Eco Hostel Medellín, so heißt es ein bisschen auch aus Marketing-Gründen, liegt circa 30 Minuten Fussweg außerhalb von Guatapé. Hier angekommen, betritt man eine neue Welt. Eine schöne, friedliche, ruhige Welt! In diesem Paradies scheint es, als gäbe es keine Probleme da draussen, weil alles so wunderbar in Einklang ist.
Grüne Wiesen umgegeben das Wohnhaus, in dem für circa zehn Reisende Platz ist. Die dreie Hunde Toni, Salma und Alma heißen den Besucher genauso herzlich willkommen, wie die Kolumbianerin Paola. Auf dem Grund und Boden weiden drei Ziegen. Der Hahn der Nachbarn kräht am Morgen. Zum Abendessen gibt es frischen Salat, den Paola zusammen mit ihren Volunteers im Garten anbaut. Alles ist einfach wunderbar!
Was für ein wunderbarer Ort dieses Hostel - vor allem bei Sonnenschein
Ausblicke im Hostel - unglaublich schön
Sogar die Vögel kommen gerne hier vorbei
Zurück zu sich selber finden im Austausch mit seinen Mitmenschen
Dabei ist das Haus einfach, warmes Wasser zum Duschen gibt es zweimal am Tag. Dafür steht um so öfter leckerer kolumbianischer Kaffee auf dem Tisch. Dreimal am Tag gibt es grandioses, vegetarisches Essen und keiner von uns hat das Gefühl, dass es an irgendetwas fehlt.
Die Ideen der Achtsamkeit für die Natur, des zwischenmenschlichen Miteinander und des Momentum werden hier groß geschrieben. Deswegen gibt es kein Wifi. Während Paola für leckeres Essen zum Frühstück und Mittagessen sorgt, geht der Kelch der abendlichen Köche reih um. Wir haben unsere Mitreisenden beispielsweise einen Abend mit misslungenen, aber trotzdem leckeren Crepes und Gemüse versorgt (eigentlich sollten es gefüllte Crepes werden).
Den abwechslungsreichen Geschichten aus aller Welt, den witzigen Annekdoten und dem abendlichen Gelächter haben die verunglückten Crepes jedenfalls nicht geschadet.
© JackNoen: Mit diesen Menschen aus aller Welt hat das Lernen besonders Spaß gemacht
Eine beeindruckende Frau, die Kolumbianerin Paola
Das Eco Hostel Medellín ist gleich Paola und umgekehrt. Diese Frau ist bemerkenswert, inspirierend und liebenswert zugleich. Mit Mitte 30 hat sie eine wahrlich erzählenswerte Geschichte hinter sich.
So ist sie ursprünglich als Filmproduzentin nach Florida gezogen, um dort ihr Glück zu versuchen. In der Zeit hat sie den Dokumentarfilm „Pablo se fue“ gedreht. Dieser zeigt, dass Pablo Escobar und mit ihm die Gewalt der vergangenen Jahrzente längst verschwunden sind aus ihrer Heimatstadt Medellín.
Die Zeit in Florida war immer nur stressig, beschreibt Paola heute. Sie hatte Termindruck, immer ein Zeitproblem und alles war so unglaublich schnelllebig. Der Prozess hat ein wenig gedauert, doch irgendwann hat Paola Nägel mit Köpfen gemacht.
Mit einem Stipemdium ist sie nach Frankreich gegangen, um das Konzept der Permakultur und dem nachhaltigen Anbau zu studieren. Mit dem einjährigen Master in der Tasche hat sie zurück in ihrer Heimat das Hostel geöffnet. Entgegen dem Trend der Zeit, schaffte die Kolumbianerin hier einen Ort der Besinnung.
Nachdem ein paar Volunteers Spanisch lernen wollten und kein entsprechendes Angebot in Guatapé verfügbar war, wurde Paola kurzerhand selbst zur Lehrerin. So kam es, dass sie heute von Montags bis Donnerstags mit ihrer symphatischen Art an der Schiefertafel steht und Spanisch unterrichtet.
Da ist sie, unsere Gastgeberin Paola
Zweifel werden mit Leidenschaft aus dem Weg geräumt
Ich habe Paola gefragt, ob sie nicht irgendwann auch mal Zweifel hatte, an ihrem neuen Projekt. Ihre Antwort hat mich begeistert. „Alles was ich mache, mache ich mit all meiner Leidenschaft. Was ich geben kann, gebe ich, um meine Träume zu erfüllen.“ Wenn sie all ihre Leidenschaft in eine Aufgabe steckt, dann muss etwas Gutes dabei heraus kommen, ist sich Paola sicher.
Spaß beim Spanisch lernen
Tja! Und so kam es auch, dass wir anstatt der zweitägigen Auszeit länger blieben. Wer auf Reisen einen Ort wie diesen findet, der reist einfach nicht wieder leichtfertig ab. So haben auch Waldemar und ich für eine Woche die Schulbank gedrückt. Spanische Grammatik und Vokabeln standen am Vormittag auf dem Plan, während wir Nachmittags im Ort Guatapé mit den Einheimischen geübt haben.
Dabei sind die Kolumbianer grandios! Egal wie lange wir brauchen, bis wir unseren Satz zusammengestottert haben, die Einheimischen warten geduldig. So macht das Spanisch lernen Spaß!
Hier wird spanisch gelernt. Nur die Hündin Salma chillt.
Olli paukt Vokabeln am Morgen
Entspannung und Abwechslung in friedlicher Atmosphäre
Wer gerade nicht lernt, liegt im Hostel auf der Hängematte und schaut Fernsehen. Hierbei läuft im „Fernseher“ immer der gleiche Film: Natur, Hunde, Vögel und Bergwelten. Schach- oder Gitarre spielen, stehen dann genauso hoch im Kurs, wie lesen. Wahnsinn, oder? Wie früher, bevor die digitale Welt die Reisenden vor ihre Handys und Laptops gezwungen hat.
Auf einem malerischen 30 Minütigen Fussweg lässt es sich in den Ort Guatapé laufen. Zumeist wird man dabei immer von mindestens einem der drei Hunde begleitet, was allein Abwechslung genug ist. Es geht vorbei an Pferden, einem Esel und durch Natur pur.
Im Ort selbst lässt sich sehr guter Kaffee trinken, am Fluss entspannen oder mit Einheimischen quatschen. Hier kommt man einander wirklich näher und alles ist auch hier miteinander im Einklang.
Den besten Kaffee im Ort gibt es im Café La Vina.
La Piedra ragt über Guatapé
Die Attraktion in Gutapé ist der La Piedra, mit „dem besten Ausblick der Welt“ (wie die Stadt bewirbt). Der über 200 Meter hohe Stein prägt das Ortsbild Guatapés. Durch malerische Landschaften führt eine circa zweistündige Wanderung aus dem Ort zu dem Stein. An der Strasse entlang geht es schneller und man ist in circa einer Stunde am Ziel.
Die Route auf dem Hinweg startet dabei auf der Carrera 22. Du läufst am Lake View Hostel vorbei, auf der Calle 29a biegst du links ab. Das Boutique Hostel taucht kurze Zeit später zu deiner rechten auf. Von dort aus geht es immer dem Weg entlang und im großen, weiten Bogen zum La Piedra.
La Piedra kostet 15.000 Pesos Eintritt (circa 5 Euro). Das ist vergleichsweise viel für hiesige Verhältnisse, doch der Ausblick nach dem 645 Stufigen Aufstieg entschädigt definitiv.
Wir sind mit den beiden Belgiern Jack und Nina gelaufen
Der Stein aus der Nähe
Wunderbarer Ausblick von oben
Die treue Salma hat uns den ganzen Weg begleitet, trotz Höhenangst
Schlussplädoyer
Egal ob du Spansich lernen möchtest, oder nicht, Guatapé ist ein grandioser Ort, um das kolumbianische Leben zu kennenzulernen. In diesem Ort taucht man ein, in diese Welt und es lässt sich den Einheimischen so viel näher kommen. Die Umgebung ist wunderschön und lädt zu vielen Wanderungen ein. Schon alleine deswegen sollte Gutapé auf der Liste der zu bereisenden Orte stehen.
Wenn du Spanisch lernen möchtest, solltest du auf jeden Fall nach Guatapé kommen und das Eco Hostel und Paola aufsuchen. Eine bessere Möglichkeit, neue Impulse im Leben zu erhalten, zu entspannen und gleichzeitig noch Spanisch zu lernen, gibt es nicht. Du kannst im übrigen auch Spanischunterricht nehmen, ohne bei Paola zu übernachten.
Wie verabschieden uns mit freudigen Grüßen aus der Höhe