Mut fassen um reisen und arbeiten zu verbinden, ein Model wie es funktioniert
11. Oktober 2016Warum wir in die Ferne schweifen und warum auch nicht
18. Oktober 2016Gerade komme ich von meiner guten Freundin Alex zurück. Obwohl wir in der gleichen Stadt wohnen, haben wir uns heute nach bestimmt 3 Monaten erst wiedergesehen. Wir haben bei ihr gekocht, lecker zu Mittag gegessen und von den Zeiten geschwärmt, in denen wir noch genug Zeit für einander und überhaupt auch genug Zeit für Freunde hatten.
Das klingt verrückt – wir sind beide Anfang 30 und schwelgen in Erinnerungen? Auf dem Rückweg den Rhein entlang habe ich mich selbst gefragt, wie das eigentlich ist mit der Freundschaft. Warum ist sie uns so wichtig und dennoch nehmen wir uns viel zu wenig Zeit im Alltag, um unsere Freundschaften zu pflegen. Eine Hommage auf die Freundschaft!
Glücksmomente auf Reisen
Ich hatte in der Vergangenheit auf Reisen Momente des größten Glücks. Momente, in denen es in meinem Bauch gekribbelt und in den Fingerspitzen gekitzelt hat. Dann konnte ich mir ein breites Grinsen auf den Lippen auch mit größter Mühe nicht unterdrücken. In mir drin war das Gefühl, größten Glücks und ich hätte fast schreien müssen, weil ich sonst geplatzt wäre vor Freude.
„Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.
Aristoteles (384–322 B.C.)
Wenn ich rückblickend auf diese Momente schaue und mir überlege, unter welchen Bedingen diese süßen Augenblicke sich in mein Leben geschlichen haben, dann hatte das immer mit tollen Menschen um mich herum zu tun. Menschen, die in diesen Lebensphasen in mein Leben getreten sind und mich mit so viel positiver Energie überhäuft haben, dass sich diese grandiosen Gefühle eingestellt haben.
Das Studium und die Freundschaft - eine Traumhochzeit
Wunderbare Freundschaften ergeben sich aber nicht nur auf Reisen, sondern in viel nachhaltiger Form auch während des Studiums. So ist dies eine Lebensphase, in der man sich viel Zeit nehmen kann und nimmt. Dann hat man Zeit für seine Umgebung, für das Entdecken des Lebens und der Menschen, die mit dabei sind.
Was für eine Zeit! Da jongliert man noch mit Verabredungen zum Mittagessen, zum Kaffee trinken und zum Dinieren. Während man dann überlegt, mit wem man am Abend die Party unsicher macht, schaut man als Student auch schon, wer am Tag danach einen passenden Lernpartner geben könnte.
„Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Da müssen ja zwangsweise wunderbare Freundschaften entstehen. Was für eine Woche war das damals, als wir mit sieben Freunden aus dem Studium nach Spanien geflogen sind, uns ein Haus mit Pool gemietet haben. Wir haben die Welt auf den Kopf gestellt und ein bisschen gedacht, es würde immer so bleiben zwischen uns.
Und dann... irgendwann beginnt für die meisten das Leben nach diesem grandiosen Abschnitt. Für uns auch!
Der Start in das Arbeitsleben als Anfang vom Ende der Freundschaft?
Die guten Freunde verteilen sich auf ganz Deutschland, Europa und der Welt und vielleicht zieht man selbst in eine andere Stadt. Das Arbeitsleben spannt einen ein und die guten Freunde sieht man viel zu selten. Plötzlich jongliert man mit Businessplänen, sitzt vorm Computer und schlägt sich vielleicht noch die Nächte um die Ohren, um irgendwelche Sinn-befreiten Reports fertig zu stellen.
Man sieht sich nicht mehr, fängt an, Textnachrichten zu schreiben, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Erst noch oft, dann seltener. Der digitale Austausch nimmt den Ersatz ein, für die gemeinsamen Kaffeerunden und die unvergesslichen Abende miteinander. Und irgendwann sieht man sich dann tatsächlich bloß noch alle drei Monate, obwohl man in der gleichen Stadt wohnt und fragt sich, wo die Zeit für das Miteinander geblieben ist.
Zu jung, um in Erinnerungen zu welgen
Meine Freundin Alex und ich sind beide unabhängig voneinander nach dem Studium nach Köln gezogen. Ich selbst bin seit drei Jahren hier und habe Anschluss an großartige Menschen gefunden. Zugleich habe ich viel zu wenig Zeit für viele Kölner, für die ich gerne mehr Platz im Tagesablauf hätte und die ich gerne noch besser kennenlernen würde. Langjährige Freunde von mir wohnen in Zürich, Helsinki, in Frankfurt, München, Hamburg, immer noch in Koblenz. In den gemeinschaftlichen Gruppen, in denen wir früher zusammen unsere Uni Stadt Koblenz gerockt haben, kommen wir einfach nicht mehr zusammen.
Aber so ist das. Wir sind Anfang 30. Wir sind zu jung, um in alten Zeiten zu hängen. „Bekannte kommen und gehen, Freunde bleiben“ sagt mein Freund Max ... den ich auch viel zu lange schon nicht gesehen habe. Genau so ist es! Richtig gute Freunde sieht man eine Ewigkeit nicht - doch wenn man sie dann wieder sieht, ist es so, als hätte keine Woche zwischen dem letzten und dem diesmaligen Treffen gelegen.
Von der Hommage zur Absichtserklärung
An dieser Stelle geht die Hommage in eine Absichtserklärung über. Ich möchte mir wieder mehr Zeit für meine Freunde nehmen und auch neue spannende Menschen kennenlernen. Ich kann nicht immer alle sehen und treffen und gerade meine fantastischen Leute, die sich in Europa verteilen, sehe ich selten.
Doch wenn ich sie sehe, möchte ich unsere gemeinsame Zeit noch mehr genießen und die positiven Seiten wertschätzen. „Alte Freunde, wieder treffen, nach all den Jahren, wir haben alle viel erlebt und sind immer noch da, in der Kneipe an der Ecke unserer ersten Bar ...“ singt Revolverheld.
Am Ende kommt immer wieder zusammen, was zusammengehört.
Deswegen packe ich jetzt den Laptop weg, rufe meine Freundin Jenny an, die in Hamburg wohnt. Da bin ich auch dieses Wochenende und plane mit ihr gleich unser nächstes Wiedersehen.
Hier findest du noch weitere schöne Beiträge zum Thema Freundschaft:
- Die Freundschaft aus psychologischer Sicht bei Planet Wissen
- Ein wirklich wunderbarer Artikel zur Freundschaft zwischen Frauen und darüber, wie sich Freundschaften entwickeln gibt es bei der Zeit
- Last but not least ein Beitrag darüber, warum es heute schwerer ist, neue Freunde zu treffen