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Den Job kündigen um durch die Welt zu reisen? Ein Erfahrungsbericht!

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Alle Bilder in dem Beitrag (mit Ausnahme des Headerbilds) beinhalten ein Copyright durch Imke Duin.

Ein Gastbeitrag von Imke Duin von Crappy Radio Stations and Candy Bars


Hummeln im Hintern – und eine unbestimmte Sehnsucht... das beschreibt vermutlich am besten, was mich am Ende dazu gebracht hat, meinen sicheren Job zu kündigen und eine Weltreise zu machen. Eine Kündigung muss aber nicht für jeden die richtige Entscheidung sein.

Es gibt dieses Sprichwort: Wenn du jung bist und viel Zeit hast, dann hast du wenig Geld. Und wenn du genug Geld hast, um deine Träume zu verwirklichen, dann hast du wenig Zeit.

Auch wenn es ein Fall für das Phrasenschwein ist, diese Weisheit stimmt für die meisten von uns leider. Als regulärer Arbeitnehmer musste ich meinen Weltentdecker-Drang mit circa 25 Urlaubstagen in Einklang bringen. Das hat mich auch eine ganze Weile nicht gestört, denn für zwei Wochen im Sommer und ein oder zwei Wochen Urlaub im Herbst reicht das ja auch.

Job kündigen Weltreise: am Tempel in Indonesien
Entspanntes Reisen und ein klassisches Reisebild. Imke unter den Einheimischen an einem indonesischen Tempel


Infiziert von einem Gedanken

Der Gedanke, dass ich längere Zeit auf Reisen gehen könnte, der kam erst auf, als eine gute Freundin von mir auf Weltreise ging. Genau wie Christin startete diese Freundin in Südamerika und berichtete regelmäßig von Orten wie der Ciudad Perdida oder Chile. Immer öfter ertappte ich mich bei dem Gedanken: „Das möchte ich auch mal sehen.“

Gleichzeitig keimte langsam aber sicher in mir eine latente Unzufriedenheit mit meinem Leben zu Hause und dem Job. Während ich jeden Tag acht Stunden im Büro saß, erlebte meine Bekannte dort draußen Abenteuer. Im Nachhinein betrachtet war es wohl ziemlich unausweichlich, dass aus dem Gedanken „Das möchte ich auch mal sehen“, nach nicht mal vier Monaten leise und still der Gedanke „Das möchte ich auch mal machen“ geworden war. Im April 2012 dachte ich das erste Mal darüber nach, auf eine Weltreise aufzubrechen.

Job kündigen Weltreise: Imke springt in kaltes Wasser
Der Sprung in das kalte Wasser, im Yosemite Park in Kalifornien gelingt er leichter


Bist du wahnsinnig?

Als ich begann, meine Idee mit Freunden und Familie zu teilen, hielten es glaube ich alle noch für ein Hirngespinst. Für etwas, was man dann sowieso nicht macht. Sie meinten es gut, mit ihren kritischen Fragen.

Ist das nicht nur so eine Phase? Meinst du das ernst? Willst du wirklich deinen sicheren Job kündigen? Hast du keine Angst, dass du danach keinen neuen Job findest? Wie willst du das bezahlen? Ist das nicht gefährlich?

Natürlich plagten mich genau diese Themen auch und wenn du überlegst, eine Weltreise zu machen, dann solltest du dir diese Fragen ebenfalls stellen.


Für die Weltreise kündigen?

Als Arbeitnehmer ist eine der ersten Fragen, die du für dich klären solltest, ob du für deine Reise bereit bist, deinen Job zu kündigen – oder eben nicht. Die Antwort darauf hängt sicher davon ab, wie lange du reisen möchtest und wie gut die Chancen stehen, dass dein Arbeitgeber dich für diese Zeit unbezahlten Urlaub nehmen lässt. Wenn du in einer Branche arbeitest, wo Jobs eher Mangelware sind, lohnt sich die Frage nach einem Sabbatical auf jeden Fall. Was du auf keinen Fall tun solltest, ist einfach ohne einen konkreten Plan deine Kündigung einzureichen.

Ich persönlich wollte ein Jahr unterwegs sein und spielte auch schon vor der Entscheidung für die Reise mit dem Gedanken, Job und Wohnort zu wechseln. Dieser Faktor war ganz essenziell, genau wie das Bewusstsein, dass es in meiner Branche immer wahnsinnig viele freie Stellen gibt. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, meinen Job zu kündigen.

Der Vorteil davon ist, dass du nicht an ein konkretes Datum für die Rückkehr gebunden bist und nach der Reise noch einmal völlig frei entscheiden kannst, wo du arbeiten möchtest. Außerdem wollte ich mir in die Planung nicht reinquatschen lassen. Wenn du ein Sabbatical machst, wird dein Arbeitgeber den Zeitpunkt und die Dauer mitbestimmen wollen. Wenn du kündigst, kannst du machen, was du möchtest. Das war für mich ein wichtiger Faktor. Der Nachteil ist natürlich, dass du dich nach der Rückkehr um einen neuen Job kümmern musst.

Der Gedanke, den sicheren Job zu kündigen, hat mir damals schon Angst gemacht. Immerhin war nicht klar, ob ich danach einen neuen Job finden würde. Da ich aber sowieso wechselwillig war, spielte es für mich keine so große Rolle. Ich dachte: Irgendwie wird schon alles gut werden. Um das Später kümmere ich mich eben später. Das mag dem ein oder anderen naiv vorkommen. Aber wie ich schon sagte: meine Branche hat keinen Mangel an freien Stellen. Für deine Branche kann das ganz anders aussehen und dann solltest du auf jeden Fall gründlich überlegen, ob eine Kündigung sinnvoll ist.

Job kündigen Weltreise: Treffen in Shanghai
In Shanghai besucht Imke eine ehemalige Kollegin, die fast zeitgleich den Job kündigt


Karriereknick dank Weltreise?

Vielleicht fragst du dich auch, wie du dann nach deiner Rückkehr die „Lücke im Lebenslauf“ erklären sollst. Wenn dich dieser Gedanke davon abhält, deinen Rucksack zu packen, dann hol schon mal die Wanderstiefel raus. Denn ich kann dir versichern: niemand findet es heute merkwürdig, wenn man sich eine Auszeit genommen hat. In allen Bewerbungsgesprächen, die ich nach meiner Reise hatte, haben die Leute ausnahmslos positiv reagiert. Ich glaube sogar, die meisten waren neidisch. Wirklich niemand (!) konnte es nicht nachvollziehen, wieso ich ein Jahr lang unter Palmen liegen wollte. Eine Weltreise ist heutzutage definitiv kein Karrierekiller mehr.

Ich habe meine Weltreise ganz einfach als „privaten Auslandsaufenthalt“ in meinen Lebenslauf aufgenommen. Wieso auch nicht? Projektmanagement, Zeitmanagement, Organisation, Fremdsprachen, interkulturelle Kompetenz, Budgetcontrolling, Problemlösung... Auf einer Weltreise musst du so viele Soft Skills anwenden, das kann für zukünftige Arbeitgeber durchaus spannend sein. Eine Weltreise zu managen ist ein Erfolg, den du nicht verheimlichen solltest!

Job kündigen Weltreise: in Peru am Machu Picchu
So glücklich lässt es sich strahlen, wenn man ungebunden durch die Welt reist. Imke in Peru am berühmten Machu Picchu


Eine Weltreise verändert dich

Wenn dich jemand fragt, was du denn jetzt aus deiner Weltreise an Erfahrung mitbringst, dann ist die Liste der potentiellen Antworten ziemlich lang. Ich zum Beispiel habe gelernt, schneller und entschlossener Entscheidungen zu treffen – eine Fähigkeit, die in meinem Beruf als Berater durchaus wichtig ist. Gleichzeitig musste ich rund um den Kontinent oftmals spontan Pläne ändern und umorganisieren. Ich glaube schon, dass ich daraus eine gewisse Gelassenheit im Berufsalltag entwickelt habe. Ich gerate einfach nicht mehr so schnell in Hektik und Aufregung, wenn etwas nicht so klappt, wie gedacht, oder wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Zusammengefasst: Dank der elf Monate Weltreise vertraue ich viel mehr auf meine eigenen Fähigkeiten und mein Urteilsvermögen.

Natürlich hat mich die Reise auch persönlich verändert. Ich beschäftige mich jetzt häufiger mit der Frage, was ich vom Leben eigentlich möchte. Über die Antwort bin ich mir manchmal selbst noch nicht so im Klaren. Eine Heimat und ein überwiegend geregelter Alltag gehören auf jeden Fall zu den Dingen, die ich möchte. Noch einmal würde ich deshalb nicht ein ganzes Jahr reisen. Trotzdem gehört die Sehnsucht nach fernen Orten genauso zu mir. Die Liste der Orte, die ich noch sehen möchte, ist durch die Weltreise fast länger geworden. Es gibt einfach so viel zu entdecken! Ob ich diese beiden Elemente zukünftig nachhaltig vereinen kann, muss sich zeigen.

Übrigens: Eine tolle Übersicht zu den Themen Kündigung, Arbeitslosengeld und und und findest du auf Weltreise-Info.de. Dort gibt es auch erste Hilfe bei akuter Entscheidungsangst.



Zur Gastautorin Imke Duin

Imke hat den Reiseblog mit dem wohl besten Namen überhaupt und schon seit längerem stehe ich ihr im Austausch über die Welt. Auf ihrem Blog Crappy Radio Stations and Candy Bars (cooler Name, oder?!) möchte Imke inspirierende Reiseberichte und praktische Tipps für tolle Urlaubsziele mit dir teilen. Also schau mal vorbei!




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Christin Wanderlust
Christin Wanderlust
Frau Wanderlust zeigt dir Wege auf, wie du das Reisen und das Arbeiten in der Heimat verbinden kannst. Eine Weltreise muss dabei nicht immer heissen, dass du deinen Job kündigen und alles aufgeben musst. Also schau doch mal vorbei!

4 Comments

  1. Ach wie schön, eine Gleichgesinnte. Auch ich habe gekündigt, um zu reisen. Im Jahr davor hatte ich erst ein Sabbatical genommen, dabei aber schon festgestellt, dass mir ein halbes Jahr reisen nicht reicht. Also habe ich noch ein Jahr gearbeitet, um Geld zu sparen und habe dann gekündigt. Das war die beste Entscheidung.
    Meinen Artikel dazu findest du hier: http://passenger-x.de/reisen/suedamerika/kuendigung/

    Inzwischen reise ich seit 4 Monaten durch Südamerika, zwei liegen noch vor mir und ich freue mich nicht nur auf diese, sondern auch auf die Zeit danach. Ich werde mein Leben ändern, werde versuchen mich selbstständig zu machen, denn das ist mir durch das Reisen klar geworden: ich will selbstbestimmter Arbeiten. So wie es auch bei dir war, hat mich das Reisen noch mutiger gemacht und mich noch mehr darauf fokussieren lassen, was ich wirklich will.

    Insofern kann ich es auch nur jedem empfehlen. Und was den Lebenslauf angeht, ich habe lange im Personalbereich gearbeitet, da stört sich nun wirklich keiner mehr dran, wenn jemand eine Weltreise gemacht hat, fast schon im Gegenteil.

    Liebe Grüße
    Nicole
    vom Reiseblog PASSENGER X

    • Hallo Nicole,

      vielen lieben Dank für deine Worte! Es ist immer wieder schön zu lesen, wie das Reisen einen aufwecken kann und uns zeigt, was das Leben noch bereit hält.

      Deinen Artikel schaue ich mir auf jeden Fall an.

      Deine Erfahrung mit der Personalabteilung teile ich voll und ganz. Ich habe zwar nie selbst da gearbeitet, aber immer mal wieder nah an Managern, die einstellen. Die schätzen eine Reiseerfahrung auch fast ausnahmslos, weil Reisende oft genau oder viel besser wissen, was sie wollen 🙂

      Südamerika! Toll! Ich wünsche dir viel Spaß auf deiner weiteren Reise und drücke dir die Daumen, dass deine Pläne danach aufgehen.

      Schöne Grüße sendet dir,

      Christin

  2. Chris sagt:

    Ich habe das auch vor. Allerdings nicjt Sabbatical sondern die Kündigung. zwei Fragen habe ich dazu, vlt kannst du mir da helfen. Was hat dich deine Krankenversicherung gekostet, denn der Arbeitgeberanteil fällt ja dann schonmal weg. Ebenso.. muss ich mich in der Zeit arbeitslos melden?
    Werde demnächst auch mal bei der Kasse direkt anfragen oder google nutzen. dacht nur, vlt kannst du auch sonst noch Tips geben der Dinge nennen die man unbedingt bei der vorhergehenden Orgabisation beachten sollte

    • Hallo Chris, na das klingt sehr gut. Da bist du hier genau richtig für offene Fragen und Informationen 😉

      Zum Thema Krankenversicherung gibt es in meinem Beitrag zum Weltreise planen auch nochmal konkretere Informationen: https://frauwanderlust.de/checkliste-zum-weltreise-planen/ (auch weiterführende Informationen, was du beim Weltreise planen beachten kannst, findest du dort).

      Die Kurzform ist aber: wenn du mindestens drei Monate am Stück im Ausland bist, kannst du deine Versicherung kündigen (sie muss dich laut aktueller Gesetzeslage dann wieder aufnehmen, wenn du wieder da bist, so du heute pflichtversichert bist). Solltest du freiwillig versichert sein, kannst du dich auf Anwartschaft versichern – damit hast du auch in dem Fall die Garantie, dass du von deiner Versicherung nach der Rückkehr wieder aufgenommen wirst. Das kostet bei meiner Versicherung (TK) 57 Euro im Monat: https://www.tk.de/techniker/leistungen-und-mitgliedschaft/ausland/anwartschaft-bei-auslandsaufenthalt-beantragen/beitragshoehe-anwartschaft-2024540.
      Wenn du weder kündigst, noch die Anwartschaft abschließt, weil du bspw. in Deutschland bleibst, kostet die Versicherung (Krankenvers.+Pflegevers.) ohne Einkommen in etwa 180 Euro.

      Ich habe mich auf keinen meiner Reisen arbeitslos gemeldet. Gerade mal kurz gegoogelt, weil mich das auch interessiert. Es hängt scheinbar davon ab, ob du Arbeitslosengeld kassieren willst bzw. da Ansprüche geltend machen kannst und willst. Schau mal hier vorbei, Anja und Daniel haben sehr viel Informationen dazu gesammelt: https://blog.geh-mal-reisen.de/weltreise-abmeldung-arbeitsamt/

      Hoffentlich hilft dir das! Ein guter Plan in jedem Fall! Viel Spaß schonmal bei dieser tollen Erfahrung!

      Christin

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